Usenet

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Use|net ['ju:snɛt], das; -s [engl. Usenet, gek. aus der älteren Bez. Unix User Network] (EDV):
weltweites Netz von Newsgroups.

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Usenet
 
[dt. »Netz zum Benutzen«] (Newsgroups), ein im Prinzip vom Internet unabhängiges Netzwerk von Diskussionsforen bzw. -gruppen, dessen Geschichte bis zum Ende der 1970er-Jahre zurückreicht. Es entstand 1979 an der Duke University in North Carolina (USA) als Mailbox, also als per Telefon vermittelter Nachrichtendienst. Es verwendete das Protokoll UUCP, das zum Betriebssystem Unix gehört; auch heute noch finden sich die Usenet-Server überwiegend in der Unix-Welt. Diese erste Version des Usenets wurde »A News« genannt, der Nachfolger »B News« fand bereits Verbreitung über mehrere amerikanische Universitäten und verschiedene Software-Firmen. Bis 1983 stieg die Zahl der an B News teilnehmenden Rechner auf 500. 1989 wurde »C News« vereinbart, die Datenübertragung erfolgt seitdem auf Basis des Übertragungsprotokolls NNTP (NetNews Transfer Protocol).
 
Eine andere Bezeichnung für das Usenet ist »Newsgroups«, was allerdings zu Missverständnissen führen kann. Eine Newsgroup ist eigentlich nur ein - möglicherweise sehr kleiner - Teil des Usenets, der sich mit einem bestimmten Thema befasst. Es gibt aber auch Newsgroups außerhalb des eigentlichen Usenet, etwa in firmeneigenen Intranets oder an Schulen bzw. Universitäten. Damit hat der Begriff »Usenet« zwei Bedeutungen: entweder die Gesamtmenge aller Newsgroups, die es irgendwo auf der Welt gibt, oder aber das eigentliche Usenet, das aus A, B und C News hervorgegangen ist und eine hierarchische, nach Themen und Ländern sortierte Struktur aufweist (s. u.). Für die Gesamtanzahl aller Newsgroups gibt es nur Schätzungen, die von einigen 10 000 bis 100 000 reichen. Die Zahl der Groups in den eigentlichen Usenet-Kategorien beträgt 20 000-30 000 mit steigender Tendenz.
 
Anders als beim Internet, insbesondere im WWW, gibt es im Usenet kaum aufwendige Multimediainhalte, Plug-ins oder Applets. Auch eine direkte Interaktion wie beim Chat ist nicht möglich. Stattdessen steht nach wie vor der Austausch von Textnachrichten im Vordergrund. Das Veröffentlichen einer solchen Nachricht (Message, Comment) oder auch eines längeren Artikels heißt »posten« (engl. to post »ans schwarze Brett heften«). Mit dem Absenden eines Comments wird dieser i. d. R. allen anderen Usenet-Teilnehmern zugänglich, man kann aber auch einen ausgewählten Adressatenkreis angeben.
 
Das wesentliche Merkmal des Usenets ist die Nennung eines Themas für jeden geposteten Beitrag. Bezieht sich eine Nachricht auf eine bereits veröffentlichte mit demselben Thema, so wird sie als nachgeordnet dargestellt. Auf diese Weise entsteht ein hierarchischer Baum von Diskussionsbeiträgen, an dessen Wurzel meist eine Frage oder eine (provokante) Meinungsäußerung steht (RFD, Request for Discussion). Auf diese bauen dann Antworten, Antworten auf Antworten usw. auf. Eine Folge von Äußerungen, die sich alle auf dasselbe Thema beziehen, nennt man Thread. Auch die Groups selbst sind in eine Themenhierarchie eingeordnet, an deren Spitze zum einen sieben bzw. acht fundamentale Usenet-Kategorien stehen, zum anderen Länderkürzel ähnlich denen im Internet. Innerhalb eines Länderkürzels sind die Groups meistens ebenfalls in die Usenet-Überkategorien und untergeordnete speziellere Themenkomplexe unterteilt. Bei den angesprochenen Kategorien handelt es sich um die folgenden Bereiche:
 
- comp: alles was in irgendeiner Form mit Computern zu tun hat, also Hardware, Software, Programmierung,. ..
 
- sci (Abk. für Science, dt. »(Natur-)Wissenschaft«): wissenschaftliche und technische Themen - bekanntlich ist das Usenet an einer Universität entstanden
 
- soc (Abk. für Social, dt. »gesellschaftlich«): Zwischenmenschliches, »High Society«, Gesellschaftspolitik, Sozialwissenschaften
 
- talk (dt. »reden«): Diskussionen zu mehr oder weniger aktuellen Themen wie Politik, Religion u. Ä. Manche meinen auch, dass bei dieser Kategorie der Vorgang des Diskutierens selbst im Vordergrund stehe. ..
 
- rec (Abk. für Recreation, dt. »Erholung, Freizeit«): alles, was man, insbesondere als Computer-Freak, in der Freizeit unternimmt (Hobbys, Sport, Kunst,. ..)
 
- news Threads, die mit Benutzung und Weiterentwicklung des Usenets zu tun haben. Hier finden auch wichtige Abstimmungen statt. Einsteiger können hier wertvolle Tipps von den Alteingesessenen erhalten
 
- misc (Abk. für Miscellaneous, dt. »Vermischtes«): alles, was in den übrigen sechs Kategorien nicht untergebracht werden kann oder aber in mehrere von ihnen eingeordnet werden müsste - z. B. die politisch-religiöse Bedeutung der gesellschaftlichen Rolle von Sportlern am Computer
 
Beispiele für die hierarchische Untergliederung dieser Kategorien sind »comp.databases.filemaker« (Beiträge zum Datenbankprogramm Filemaker) oder news.admin.net-abuse.policy (Verhaltensregeln zur Verhinderung des Missbrauchs der Usenet-Strukturen). Bei den regionalen Top-Level-Kategorien (de, it, uk,. ..) sieht dies ähnlich aus, so ist de.rec.games.computer ein deutschsprachiges Forum über Computerspiele als Freizeitgestaltung.
 
In den bisher aufgeführten Kategorien darf nur nach einer formellen Abstimmung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine neue Newsgroup eingerichtet werden. Solche Abstimmungen werden von Administratoren (Verwaltern) durchgeführt und überwacht. Diese übernehmen zum Teil auch die Moderation von bestimmten Newsgroups. Moderierte Gruppen gibt es besonders bei umstrittenen oder fachlich anspruchsvollen Themen. Weitere Regeln werden ebenfalls durch Abstimmung eingeführt und sind dann für alle Mitglieder verbindlich (Netiquette). Anders verhält sich dies beim »schwarzen Schaf«des Usenet, der achten Basiskategorie
 
- alt (Abk. für alternativ): hier kann jeder ungefragt eine eigene Group eröffnen.
 
Inhaltliche Kontrolle bzw. Zensur ist bei alt.Newsgroups verpönt, was dazu führt, dass auch abstoßende und strafbare Inhalte in alt.Newsgroups auftauchen können, etwa Kinderpornographie, Leugnung der Naziverbrechen, Aufrufe zu Rassenhass oder die Verbreitung von Raubkopien.
 
Diese Tatsache führte Mitte der 1990er-Jahre zu einigen Aufsehen erregenden Prozessen, als die Staatsanwaltschaft München den Internet-Provider CompuServe, der auch Usenet-Server betreibt, für dort gepostete alt-Inhalte verantwortlich machen wollte. Das Verfahren endete mit der Sperrung von 200 kompletten Newsgroups, was deutliche Kritik bei Zensurgegnern hervorrief. Seit In-Kraft-Treten des Multimediagesetzes im Jahr 1997 sind Provider und Online-Dienste nur noch für die eigenen redaktionellen Beiträge verantwortlich, nicht aber für bloß weitergeleitete Beiträge in Usenet oder Internet. Seitdem findet sich allerdings auch kaum eine Webseite mehr, auf der nicht explizit die Verantwortung für fremde, mit der eigene Seite verlinkte Inhalte abgelehnt wird.
 
Um den Diskussionen des Usenet teilnehmen zu können, braucht man zunächst einen Newsreader, also eine Software, welche das Usenet so erschließt wie ein Browser das WWW. Verbreitete Browser wie Netscape Navigator oder der Internet Explorer besitzen Newsreader als Zusatzmodule, es gibt aber auch reine Newsreader, etwa den FreeAgent. Um an der Diskussion einer Newsgroup teilnehmen zu können, muss man sie abonnieren (engl. to subscribe), was meist mit einem einfachen Befehl oder sogar per Mausklick möglich ist. Es lassen sich auch mehrere oder alle Groups einer bestimmten Themenkategorie auf einmal abonnieren. Alle Subscriber bekommen automatische Mitteilungen über neu eingegangene Beiträge. Bei bestimmten Groups oder Newsservern werden auch Benutzernamen und Passwörter vergeben. Wenn man keine Messages aus einer Newsgroup mehr empfangen möchte, bestellt man sie ebenso einfach ab, wie man sie abonniert hat (engl. to unsubscribe).
 
Der Newsreader zeigt gepostete Artikel an, und zwar bei guten Readern in einer Explorer-ähnlichen Baumform, welche die logische Struktur der Threads widerspiegelt. MIME-konforme Newsreader können übrigens nicht nur Texte, sondern auch Grafiken oder Audioinhalte darstellen, sofern diese nach dem Standard MIME kodiert sind und in einer binären Newsgroup abgelegt wurden. »Binär« bedeutet, dass Daten ähnlich wie bei ftp nicht als Folge von ASCII-Zeichen, sondern als Bitfolgen übertragen und interpretiert werden. Groups mit dieser Eigenschaft haben den Namensbestandteil binaries.
 
Außer echten Newsreadern gibt es auch Websites, die Usenet-Beiträge im World Wide Web anzeigen, sodass sie auch im Browser betrachtet werden können. Eine weitere wichtige Hilfe sind Usenet-Archive, etwa das viel gelobte deja.com, das mittlerweile als Google Groups auftritt. Hier kann man sowohl in den Hierarchien also auch Kategorien übergreifend nach Schlüsselworten suchen. Unter www.pictureview.com kann man - kostenpflichtig - speziell nach Bildern im Usenet suchen, der ebenfalls gebührenpflichtige Server www.easynews.com macht sogar alle Typen von Binär-Files im Usenet zugänglich, also auch Video- (z. B.. mpeg) oder Audiodateien (z. B.. mp3).
 
 
Bei großen Dateien, die ins Usenet gepostet werden, ergibt sich oft das Problem, dass sie in Pakete aufgeteilt und einzeln kodiert werden. Dies bedeutet, dass das gewohnte »Ein-Klick-Herunterladen« so nicht funktioniert. Zumindest in Microsoft Outlook kann man sich aber leicht behelfen, indem man mit Mausklick bzw. Strg. + Mausklick alle Teilpakete gemeinsam markiert und anschließend das Kontextmenü aufruft. Dort findet sich dann der Befehl zum Dekodieren und Zusammensetzen der ursprünglichen Datei.

Universal-Lexikon. 2012.

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